Was du über CE zertifizierte Motorradbekleidung wissen solltest

Was du über CE zertifizierte Motorradbekleidung wissen solltest

So individuell wie jeder Biker ist, so individuell sind auch seine Ansprüche und Bedürfnisse bezüglich seiner Motorradbekleidung. Trotzdem sollte eines immer im Vordergrund stehen und das ist ein Minimum an Schutz und die Sicherheit, die die Motorradbekleidung bieten sollte.

Deshalb solltest du beim Kauf immer auf die Abkürzung CE für „Conformité Européenne“, übersetzt „Europäische Konformität“, achten. Sobald du dieses Label auf einem Produkt entdeckst, kannst du dir sicher sein, dass es der Norm entspricht und den in Europa gängigen Gesundheits-, Sicherheits- und Umweltgesetzen entspricht.

CE zertifizierte Motorradbekleidung wird seit April 2018 nach der Norm EN 17092 getestet. Auch davor gab es bereits eine europäische Norm EN 13595, in der die Anforderungen an Motorradbekleidung festgehalten waren. Diese war aber eher auf professionelle Fahrer ausgelegt und wurde daher von der Bekleidungsindustrie weitestgehend ignoriert. Anhand dieser Norm und der CE Zertifizierung kann jeder Motorradfahrer auch ganz ohne Fachwissen über Materialien, Verarbeitungsweisen oder Konstruktion sichere und schützende Motorradbekleidung auf den ersten Blick erkennen. Getestet werden dabei die Abriebfestigkeit, Nahtfestigkeit, Reißfestigkeit, Formbeständigkeit und Unbedenklichkeit.

1. Abriebfestigkeit

Mit diesem Test wird ermittelt, wie lange es dauert, bis bei Reibung ein Loch im Material entsteht. Umso länger es dauert, umso höher ist die Abriebfestigkeit und so größer der Schutz im Falle eines Sturzes.

2. Nahtfestigkeit

Kommt es zu einem Sturz ist es lebenswichtig, dass die Nähte deiner Motorradbekleidung standhalten. Deshalb wird bei der CE Zertifizierung auch die Nahtfestigkeit getestet.

3. Reißfestigkeit

Mittels einer angerissenen Materialprobe wird gemessen, wie viel Kraft man aufwenden muss, um den Stoff weiter einzureißen. Umso reißfester das Material, desto mehr Sicherheit bietet dir deine Motorradbekleidung.

4. Formbeständigkeit

In einer eigens dafür entwickelten Waschmaschine wird das Kleidungsstück 5 Mal gewaschen. Nur die Kleidungsstücke, die max. 5 % schrumpfen, bestehen den Test. Denn, wenn Motorradbekleidung zu sehr eingeht, kann es sein, dass die Protektoren nicht mehr an der richtigen Stelle sitzen und somit auch ihre Schutzfunktion verlieren.

5. Unbedenklichkeit

Bei der Herstellung von Motorradbekleidung werden oftmals auch Chemikalien (z. B. in der Farbe) verwendet. Um den Test zu bestehen, müssen diese unbedenklich für Körper und Haut sein.

 

Hat ein Kleidungsstück alle Tests durchlaufen und bestanden, wird es in eine der folgenden 5 Schutzklassen für CE zertifizierte Motorradbekleidung eingeteilt:

AAA

Motorradbekleidung, die die Klassifizierung AAA erreicht, bietet dem Träger den größten Schutz und die höchste Abriebfestigkeit. Klassisch für diese Zertifizierung sind ein- oder zweiteilige Lederkombis. Aber heutzutage kann auch Motorradbekleidung aus anderen Materialien diesen Status erreichen. Vor allem für professionelle Fahrer und bei Fahrten auf Rennstrecken sollte man Motorradbekleidung aus der Schutzklasse AAA wählen.

AA

Für Tourenfahrer wird die Schutzklasse AA empfohlen. Denn neben einem relativ hohen Abriebschutz bietet sie auch Schutz vor Wetter- und Witterungseinflüssen. Dazu kommt, dass die Ergonomie des Fahrers nicht so sehr eingeschränkt wird wie bei der Klasse AAA. Das liegt vor allem daran, dass das verwendete Material leichter und flexibler ist.

A

Im Verhältnis hat diese Klasse, den geringsten Abriebschutz schränkt den Fahrer aber in seiner Bewegungsfreiheit am wenigsten ein. Die Kleidung ist leicht und eignet sich besonders gut für Freizeit- und Stadtfahrer.

B

Die Art der Bekleidung, die in Klasse B eingestuft wird, bietet lediglich Abriebschutz aber keinen Aufprallschutz. Dabei handelt es sich meist um Motorradjacken oder -hosen, die ohne Protektoren geliefert werden. Diese muss der Konsument dann zusätzlich kaufen und selbst in die dafür vorgesehenen Taschen einsetzten. 

C

In diese Klasse werden Protektoren-Ensemble eingeteilt, die z. B. nur von einem Mesh-Material zusammengehalten werden und deshalb lediglich Aufprallschutz bieten.

Die Norm EN17092 gilt aber nur für Motorradbekleidung wie Jacken und Hosen. Schuhe, Handschuhe, Protektoren und Helme haben eigene Normen anhand derer sie getestet und zertifiziert werden. Auch hier solltest du darauf achten, dir die richtige Klasse und somit auch den passenden Schutz auszusuchen.

In Europa ist es Händlern und Herstellern verboten Schutzkleidung zu verkaufen, die keine Zertifizierung hat. Leider halten sich nicht alle an die Regeln und drucken irgendein CE Zeichen (bspw. für China Export) in Ihre Ware, obwohl sie überhaupt keine Zertifizierung haben. Diese Fälschungen sind aber meist leicht zu erkennen, wenn man weiß, wie das Original aussieht.

Außerdem liegt CE zertifizierter Motorradbekleidung manchmal auch eine Broschüre bei, die noch mal alles Wichtige erklärt und einen Link zur Konformitätserklärung, kurz DoC enthält. Hat ein Produkt keine DoC, ist es auch nicht CE zertifiziert.

Warum wir möchten, dass du das alles weißt?

Auch wenn es in Deutschland keine Pflicht ist, CE zertifizierte Motorradbekleidung zu tragen, ist es wichtig, dass du im Falle eines Sturzes gut geschützt bist. Denn nur weil Motorradbekleidung sicher aussieht, heißt es nicht, dass sie es auch ist. Achte daher immer auf die Zertifizierung und deren Echtheit.  Bei Touren ins Ausland, solltest du dich außerdem vorab über die dortigen Regeln informieren. In Frankreich gibt es zum Beispiel neben der Helmpflicht auch die Regel, dass du CE zertifizierte Handschuhe tragen musst.