Karles von Fuel Motorcycles hat Anfang 2020 wieder gerufen. Unter dem Motto "El Gringo –A Ride to Desert, a Doorway to Hell". Drei Tage offroad in Tabernas, Almeria, Andalusien, Spanien. Rund 2.200 km von hier, einfache Strecke. Klingt gut, da sind wir natürlich dabei...
Warum El Gringo und die Wüste von Tabernas? Hier, in der offiziell einzigen Wüste in Europa zwischen der Sierra de Los Filabres im Norden und der Sierra de Alhamilla im Südosten Spaniens, wurden in den 70er Jahren fast alle Spaghetti-Western gedreht. Klassiker wie "Spiel mir das Lied vom Tod", aber auch die ganzen Bud Spencer und Terence Hill Western wurden rund um Tabernas gedreht, Schauspieler wie Clint Eastwood starteten ihre Karriere hier mit Dreharbeiten. Bulli Herbig produzierte "Der Schuh des Manitou" und selbst Joaquin Phoenix war vor einigen Monaten als Schauspieler im Film "The Sisters Brothers" dabei.
Und jetzt wir. 32 Verrückte aus Spanien, Italien, Frankreich, der Schweiz, Portugal, Belgien, Deutschland und Großbritannien spielten auf ihren Scramblern, Trackern und Seitenwagen-Gespannen Cowboy.
Aber zuerst musste unsere Ural aus den 70er Jahren nach Südspanien kommen. Und das ging am Besten auf einem Anhänger. Vorne unser Chevy Van G20 dran, noch eine Yamaha XT 500 hinten rein und los ging es. An der Schweizer Grenze meinte der Grenzer nur trocken: "Für den Sprit hättet ihr auch ein Flugzeug chartern können, oder?". Na ja, ein kleines Flugzeug vielleicht in der Tat.
28 Stunden später waren wir im Fort Bravo angekommen. Einem von noch vier Western-Film-Sets. Zu Hochzeiten der Spaghetti-Western gab es über 30 solcher Kulissen-Städte. Also abladen, rein in unsere Ponchos und erstmal in den Saloon.
Am nächsten Morgen ging es los. Nach den ersten 100 Kilometern hatten wir gefühlte Tonnen Staub auf den Klamotten und im Beiwagen. Sehr mühsam erklommen wir die Berge der Sierra Nevada bis auf 1.800 Meter. Die beeindruckende Landschaft veränderte sich komplett. Bäume wurden durch Sträucher ersetzt, Sand und Geröll durch Schnee und Schlamm. Die XT hatte leider bereits frühzeitig einen Totalausfall des Getriebes. Schade, sie wäre das perfekte Bike für diese 500 km gewesen.
Am Abend Zelt aufbauen, Poncho um, Grill an, ans Lagerfeuer und Whiskey trinken, wie echte Cowboys das eben machen. Nur, dass die harten Kerle von den Strapazen und Stürzen so müde waren, dass bei vielen um 22 Uhr die Lichter ausgingen. Und am nächsten Tage galt es ja nochmals ordentlich Strecke zu machen.
Unsere Ural konnte mit den Scramblern bei Bergfahrten nicht mithalten, nur in kurvigem Gelände und im Schnee hatten wir eindeutige Vorteile, vor allem durch unseren zuschaltbaren Seitenwagenantrieb. Immer schneller ging es durchs Geröll und die Wälder. Aber klar, was kommt nach dem Übermut? Richtig, ein Baum. Gott sei Dank nur Blechschaden und die alte Dame fuhr noch. Allerdings haben wir dem Getriebe zu viel zugemutet und so haben wir es mühsam im 3. Gang und am Ende noch mit einem Platten zurück ins Fort geschafft. Ende, ab auf den Hänger und wieder in den Saloon. Am nächsten Vormittag ging es dann auf die Heimreise. 2.200 km, 8 Tankstopps aber ansonsten nonstop durchgefahren.
Ob es sich gelohnt hat? Und wie! Wenn Karles von Fuel wieder nach "El Gringo" ruft, dann sind wir ganz vorne mit dabei. Viva El Gringo!
(c) Fotos von Bad and Bold, JJ, Stuart Hamilton, Ricky Phoolka, Mario Herraiz João "Saudade1979" und Gus Galvani.